Bericht von meinem Vater über die zweite Fahrt

Schon bei der ersten Fahrt wollte ich meinen Sohn Moritz nicht nur im Vorfeld unterstützen, sondern auch begleiten. Doch war das für mich zu kurzfristig, um es terminlich einzurichten.

Umso mehr habe ich mich gefreut, bei der zweiten Tour dabei sein zu können!

Schon die Vorbereitungen waren teilweise eine kleine Herausforderung - wir haben schlichtweg nicht mit so vielen Sachspenden gerechnet und waren darüber sehr positiv überrascht.
Und die Menschen wollen auch alle wissen, was mit ihren Sachen passiert, wo diese hinkommen und ob sie direkt an Bedürftige gegeben werden. Und Letzteres ist uns ganz wichtig - wir möchten nicht diese wertvolle Fracht einfach nur nach Polen fahren und dort zu großen Weiterverteilstationen bringen.

Am Ende waren es insgesamt 7 komplett volle Autogaragen, die es zu sortieren und in die Fahrzeuge zu verteilen galt. Dabei haben uns auch einige Nachbarn geholfen, um von Donnerstag bis Freitagmittag gut sortiert auf die Beladung hinzuarbeiten. Einen Teil des Ergebnisses könnt ihr unten sehen...

Dank der Kontakte vom ersten Mal und weiterer Kommunikation mit diesen Unterkünften bzw. Ansprechpartnern hatten wir 5 geplante Anlaufstationen in Polen. Leider entpuppten sich zwei Hinweise als nicht richtig, doch wir hatten dann doch noch gute Alternativen gefunden.

  • Die erste Station am Samstag in der Früh war ein ehemaliges Jungenstraf-Internat, dass für die aktuelle Situation geräumt wurde und nun von einer Privatorganisation geleitet wird. 35 Waisenkinder aus Kiew waren dort bereits vor Ort und noch am Sonntag sollten 40 weitere dazu kommen. Als die Kinder herauskamen, hat sich jedes erst einmal ein Stofftier bei uns aussuchen können - da gingen mir die Gefühle dann doch schon Mal durch. Gut, dass ich in diesem Moment meinen Sohn neben mir hatte, um ihn in die Arme zu nehmen. Da hat er was ganz tolles initiiert...
  • Die zweite Station haben Moritz und seine Begleiter bereits beim ersten Mal erstversorgt. Ca. 200 Mütter und Kinder sind hier untergebracht. Die meisten wollen dort bleiben und nicht weiterreisen, um nach Kriegsende gleich wieder in die Ukraine zurückkehren zu können. Denn ihre Männer und damit die Väter ihrer Kinder sind ja dort zurückgeblieben. Hier erfuhren wir, dass eine junge Frau gerne mit uns nach Deutschland kommen möchte - einige Gastfamilien hatten wir bereits im Vorfeld eruiert. Und in diesem Fall sollte sie zu einer bekannten Familie von uns kommen.
  • Die dritte Station entpuppte sich als riesengroße Sammelstelle für Hilfsgüter, doch das ist nicht unsere Intention. Es tat mir zwar etwas leid, weil wir angekündigt waren und die freiwillige Feuerwehr zum Entladen da war. Doch es ist uns wichtig, direkter an die Betroffenen verteilen zu können. Also haben wir nur ein paar Sachen dort hingegeben und sind wieder gefahren...
  • Die dritte Station war ein Hotel, in dem ca. 30 Flüchtlinge untergebracht wurden. Sehr tatkräftig und neugierig haben uns die Kinder vor Ort beim Entladen geholfen und dort haben wir auch den Hinweis bekommen, wer die für die Ukraine bestimmte Ladung übernehmen und zeinah über die Grenze bringen würde. Dort sind wir dann auch noch hingefahren, um die medizinischen Produkte und eine beträchtliche Anzahl an Schlafsäcken und Isomatten zu übergeben.
  • Ein weiteres Kinderheim war die dann fünfte Station dieses Tages und danach waren wir alle regelrecht durch mit den Kräften und auch den Nerven. Viel fahren, be- & entladen, diskutieren, erkunden und untereinander abstimmen, schlaucht dann schon sehr. Und natürlich immer wieder die hilfsbedürftigen und geflüchteten Menschen...
  • Gegessen und geschlafen haben wir dann in der zweiten Unterkunft, denn hier waren drei Zimmer für uns vorbereitet worden. Dar Abend war dann für einen Austausch der Erlebnisse, der Planung des nächsten Tages inklusive Heimreise und uns 12 müden Helfern in einem der Zimmer mit ausreichend Kaltgetränken ein guter Ausklang.
  • Am nächsten Morgen haben wir noch in eine Mission der Kirche eines Nachbarortes Hilfsgüter geliefert. Diese ist eigentlich ein Kinderheim und hatte aber auch aktuell ca. 25 Mütter und Kinder aus der Ukraine in einem Nebengbäude untergebracht. Die leitende Schwester der Mission kam auch dazu und unterhielt sich über eine weitere Schwester mit uns, die aus der Ukraine stammt und recht gut Englisch sprechen kann. Sie sagten uns auch, dass sie mit weiteren Missionen ganz gut vernetzt seien und uns bei einen eventuell nächsten Besuch unterstützen könnten.

Jetzt war es Samstag, 11 Uhr - Zeit, die Heimreise anzutreten... Mit Anhänger dauert es dann doch deutlich länger und das Tanken vor der Grenze hat alleine schon 45 Minuten gedauert, da auch sehr viele Tanktouristen aus Deutschland da waren und der Wochenenderückreiseverkehr dazu kam.

Um 21 Uhr waren wir dann Zuhause, haben alle Anhänger an die richtigen Zugfahrzeuge angehängt, Fahrzeugeinbauten wieder remontiert (waren des Platzes wegen vorher ausgebaut worden) und ein Abschlussbier getrunken - eine runde Sache mit einigen Hürden, aber am Ende doch wieder sehr erfolgreich.

Danke das ich dabei sein konnte!

Ich freue mich auf die nächste Tour...

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