5000km in 6 Tagen

Die letzte Fahrt 2022 führte mich bis in den Osten der Ukraine. Gemeinsam mit Yannick (Koda's Mission) habe ich Medikamente, Lebensmittel und Tierfutter bis kurz vor Donezk gebracht.

In der Nacht vom 2. auf den 3. November machte ich mich auf den Weg in die Ukraine. Mein erstes Ziel war das Shelter vom Yannick in Jaworiw. Von München bis dorthin sind es ca. 1200km und wenn es gut läuft ca. 14 h Fahrt. Nachmittags bin ich dann endlich in der Ukraine angekommen. Doch viel Zeit zum Ausruhen blieb nicht. Wir haben abends schon angefangen die Autos vorzubereiten. Wir haben noch den ganzen nächsten Tag die Autos und den Anhänger vorbereitet und beladen.

Am 4.11 um 21 Uhr ging es dann los Richtung Osten. Unsere erste Etappe waren 1200 km einmal quer durch die Ukraine bis nach Isjum. Morgens um 4 machten wir 2 h Pause doch viel Zeit hatten wir nicht.
Es ist sehr schockierend zu sehen, wie das ganze Land vom Krieg geprägt ist und man östlich von Kiew Zerstörung sieht, wohin man auch schaut. Kurz vor Einbruch der Dunkelheit mussten wir uns dann entscheiden, ob wir durch Charkiw fahren und riskieren, dass wir nicht durchgelassen werden, da wir uns schon in der nächtlichen Ausgangsperre befanden. Oder ob wir über abgelegen Straßen südwestlich an Charkiw vorbeifahren und riskieren, dass wir an einer zerstörten Brücke nicht mehr weiterkommen. Wir entschieden uns für die 2. Möglichkeit.

Es ist ein sehr merkwürdiges Gefühl, wenn man 2 h lang über Landstraßen fährt und keinem einzigen Auto begegnet. Die einzigen Menschen, denen wir begegnet sind, waren die Soldaten an den Straßensperren ca. alle 30 km. Irgendwann erreichten wir einen Fluss, über den eine Brücke gehen sollte, diese ist jedoch komplett zerstört. Stattdessen geht nun eine Behelfsbrücke über den Fluss. Yannick kam problemlos drüber, für mich stellte es sich jedoch deutlich schwerer da. Ich hatte an meinem Auto auch noch den voll beladenen Anhänger. Auf beiden Seiten war ca. 1 cm Platz und so dauerte es 5 Minuten, um die 5 Meter lange Brücke zu überqueren.

Um 22 Uhr erreichten wir dann endlich Isjum. Hier hatten wir über einen Bekannten von Yannick die Möglichkeit bei einer Familie die Nacht zu verbringen, um uns etwas erholen zu können. Wir wurden sehr herzlich empfangen. Die Mutter und ihre 2 Söhne bedankten sich mehrfach unter Tränen bei uns und wollten uns noch etwas kochen, wir waren jedoch so geschafft, dass wir einfach nur noch schlafen wollten. (Leider muss ich hier Anmerken, dass ich vor ein paar Tagen erfahren habe, dass einer der beiden Söhne am 6.1. gefallen ist. RIP Serafim)

Am nächsten Morgen ging es für uns um 8 Uhr wieder los.
Als erstes haben wir einige Hundehütten und Futterrohre aufgestellt, die Yannick vorher gebaut hat. Danach sind wir zum Krankenhaus von Isjum gefahren. Es ist erschreckend zu sehen, wie gezielt Krankenhäuser zerbombt werden. Das Krankhaus hier steht nur noch zu 1/3. Hier werden sehr viele Verwundete Soldaten behandelt. Wir haben hier ca. 300kg Lebensmittel und viel medizinisches Equipment und Medikamente abgegeben.

Anschließend ging es für uns weiter Richtung Süden…

Egal wohin man schaut, man sieht Zerstörung. Die Straßen kaputt von den Ketten der Panzer und versehen mit Kratern von Explosionen. Die Häuser kaputt und ausgebrannt. Die Felder vermint. Und unzählige kaputte Panzer und Autos am Straßenrand.

Unser Weg führte uns über Slowjansk und Kramatorsk bis nach Pokrowsk.

Wir haben in all diesen Orten Hundehütten und Futterrohre aufgestellt, um zumindest ein paar zurückgelassenen Hunden oder Straßenhunden ein Unterschlupf für den Winter zu geben. Die Hundehütten wurden von Spendern finanziert, die Information dazu findet ihr auf Yannicks Internetseite.

Unsere Arbeit hier im Osten der Ukraine war damit getan und wir begaben uns auf den Rückweg.

Auf ungefähr halber Strecke zurück zum Shelter übernachteten wir bei Tatjana, einer Freundin von Yannick, in Olexandrija.

Am nächsten Morgen stellten wir auch hier noch weiter Hundehütten auf und machten uns dann auf den Heimweg, es waren ja doch noch einige Stunden Fahrt, die vor uns lagen.

Am nächsten Morgen um 4 Uhr erreichten wir dann endlich das Shelter. Völlig übermüdet, aber froh wieder zurück zu sein. Nach ein paar Stunden schlaf machte ich mich dann auch auf den Rückweg nach München…

Die Erfahrungen und Eindrücke, die ich unterwegs gesammelt habe, haben mir wieder einmal gezeigt, dass wir das richtige tun. Man wird mit einer Dankbarkeit empfangen, die ich vorher nicht kannte. Es ist für die Menschen dort keine Selbstverständlichkeit, dass sie Hilfe bekommen, aber sie sind dringend drauf angewiesen. Kein Strom, kein fließendes Wasser… All das können wir uns hier nicht vorstellen, für die Menschen dort ist es inzwischen leider Alltag. Sie sind gezeichnet von Leid und Trauer. Uns ist bewusst, dass wir in ein paar Stunden wieder aus der wieder in relativer Sicherheit sind, für die Menschen dort gibt es diese Möglichkeit nicht.

Für mich und alle beteiligten war und ist es eine Selbstverständlichkeit in der Ukraine zu helfen, somit wird es weitergehen, so lange der Krieg andauert und für uns die Möglichkeit besteht zu helfen. Ich versuche meine Internetseite so gut möglich ist aktuell zu halten. Auch für Yannick geht es immer weiter. Derzeit hat er ca. 40 Hunde und 15 Katzen bei sich im Shelter und versorgt andere Shelter quer verteilt durch die Ukraine.

Vielen Dank!

Moritz

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